27.11.2015

Ein zu Hause ist mehr

Wie ihr sicher schon alle mitbekommen habt, stehe ich voll dahinter Hunde (und natürlich auch andere Tiere) aus dem Tierschutz zu adoptieren. Immer mal wieder hört man von Leuten, die diesen Schritt gerne gehen würden, aber keinen Hund aus dem Tierschutz bekommen. Doch warum ist das so? 
Für mich ist die Antwort auf die Frage sehr einfach, aber ich kenne auch viele sehr verantwortungsvolle und vorbildliche Tierschützer. Diese Leute, die sich dem Schutz von hilflosen Tieren verschrieben haben, liegt das Wohl ihrer Schützlinge sehr am Herzen. Sie wollen die Tiere nicht einfach los werden und aus ihrer momentanen schlechten Situation befreien, sie wollen sicherstellen, dass diese Tiere das wunderbare Leben bekommen, dass sie verdienen. Deswegen müssen mögliche Interessenten viele Fragen über sich ergehen lassen, ihre Wohnsituation wird begutachtet und sie werden auf Herz und Nieren geprüft. 


Dabei gibt es leider auch Organisationen, die sich vollkommen auf ihre Vorstellung von einem perfekten zu Hause einschießen und davon nicht mehr ablassen. Als unsere Freunde, die nun Alice, die Schwester von Maggie adoptiert haben, mit ihrer Suche begannen, trafen sie auf einige sehr fragwürdige Vorstellungen in den Köpfen der Tierschützer. Die einen ließen sie durch ganz Deutschland fahren, sie dann über eine Woche warten, um ihnen dann mitzuteilen, dass die kleine Hündin, in die sie sich verguckt hatten, wahrscheinlich doch schon ein zu Hause hat. Andere teilten ihnen mit, sie würden nur an Familien vermitteln, und mit Familie meinen sie Vater, Mutter und zwei Kinder, am Besten mit Haus und Garten und Mama sollte doch bitte immer daheim sein. 
Auch wenn sich dieses Modell schon einmal bewährt hat, ist es ziemlich anmaßend alle anderen als gute Hundeeltern auszuschließen. 

In letzter Zeit muss ich immer und immer wieder an den Vermittlungskriterien mancher Vereine zweifeln. Unsere Nachbarn haben einen neuen Hund aus dem Tierschutz, soweit so gut. Oder doch nicht? Wenn ich ganz ehrlich bin, ich hätte ihnen keinen Hund oder zumindest nicht diesen Hund vermittelt. Die Vorgeschichte sieht folgendermaßen aus. Das ältere Ehepaar (ca. Ende 60) hatten eine kleine Hündin. Sie wurde schwer krank und musste mit ungefähr 8 Jahren eingeschläfert werden. Nur zwei Tage später begannen ihre trauernden Besitzer nach einem neuen Hund zu suchen. Ich weiß nicht, wie es ist einen Hund zu verlieren, doch als damals meine Kater verstorben sind, wollte ich ganz sicher nicht gleich ein neues Tier haben. Doch Menschen sind ja bekanntlich unterschiedlich. So machten sich unsere Nachbarn auf die Suche nach einem neuen Hund, und sie wurden fündig. Sie entschieden sich für ein fünf Monate altes Welpenmädchen aus dem Tierschutz. Da wir gerade Maggie bei uns haben, kann ich gerade jetzt sehr gut beurteilen, wie es ist einen Welpen zu haben. Dieses kleine Energiebündel immer auszulasten ist gar nicht so einfach. Sie muss die ganze Welt kennenlernen, andere Hunde, Menschen, ihre Umwelt und all das macht sie mit einem unglaublichen Maß an Neugierde. Die kleine Maus unserer Nachbarn wird wahrscheinlich nicht sehr viel von der Welt sehen. Sie hat ein Leben an der Flexileine vor sich, weil Herrchen und Frauchen gar nicht in der Lage wären, dem kleinen Wirbelwind nachzulaufen, sollte sie einfach mal ihrer Nase folgen. Von anderen Hunden wird sie weggezogen, es könnte ja was passieren und Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Wenn ich sehe, wie viel Freude es Maggie macht, mit Sparta und Emily durch den Wald zu wuseln und was sie alles lernt, wenn sie auf fremde Menschen, Hunde und Gerüche trifft, tut mir die kleine Maus unserer Nachbarn leid. 


Wenn sie ausgewachsen ist, wird sie vermutlich so groß wie Sparta und Emily sein, solche kleinen Hunde können gut und gerne 15 Jahre alt werden. Vielleicht wird sie ihre Besitzer überleben. Und dann? Ich kann nicht verstehen, warum man sich in diesem Alter noch einen Welpen holen muss. Es gibt so viele ältere Hunde, die im Tierschutz und den Tierheimen auf so einen Platz warten. Für diese Hunde wäre es in Ordnung die letzten Jahre ihres Lebens mit kurzen Spaziergängen zu verbringen und es würde sie ganz sicher nicht stören, wenn sie das ein oder andere extra Leckerli bekommen. Ich kann die Entscheidung des Vereins nicht nachvollziehen. Ganz sicher geht es der Kleinen jetzt besser als in irgendeinem Zwinger, aber für so ein süßes Mädchen, hätte sich bestimmt auch ein passenderes zu Hause gefunden. 
Wie seht ihr das? Wie hoch sollte man die Anforderungen an die zukünftigen Besitzer ansetzten? 
Wir haben es gerade vor uns, für Maggie ein passendes zu Hause zu finden. Ich habe keine Vorstellung davon, in welche Art von Familie sie kommen soll. Die Menschen sollen sie lieben, ich muss wissen, dass sie bereit sind, ihr ganzes Leben für das kleine Monster da zu sein und es muss ihnen möglich sein, ihr gerecht zu werden. Sie soll nicht jeden Tag mehrere Stunden alleine sein und sie soll die Welt so frei wie möglich kennenlernen dürfen. Ob die Menschen, die ihr das bieten können nun Mitte 20 oder Ende 40 sind, ist mir dabei vollkommen egal. Wenn alles passt, kann es ein Single sein oder eine Großfamilie. Doch ich finde, als Tierschützer hat man die Aufgabe, nicht einfach einen Platz für seinen Schützling zu suchen, sondern das passende zu Hause zu finden. 

6 Kommentare:

  1. Davon kann ich ein Lied singen. Ich wollte eigentlich immer einen Hund aus dem Tierschutz. Bevor wir Genki zu uns geholt haben, habe ich ein Jahr lang im Tierschutz gesucht - Gut, ich war eingeschränkt, weil ich eine Bulldogge wollte. Natürlich ist es schwieriger einen Rassehund aus dem Tierschutz zu bekommen, als einen Mischling von der Straße. Nicht etwa, weil es davon so wenig geben würde (denn das ist die traurige Kehrseite beliebter Rassen - Jeder will eine und die Hälfte von ihnen landet dann wieder in Tierheimen. Es werden im Internet täglich neue Französische Bulldoggen aus zweiter Hand angebote!), sondern weil so viele Leute sie wollen. Ich weiss garnicht mehr, auf wie viele Hunde ich mich beworben habe. Oft musste ich mehrere Seiten lange Fragebögen ausfüllen, in denen die absurdesten Fragen gestellt wurden und mein Tagesablauf bis ins kleinste Detail dokumentiert werden musste. Die meisten Tierschutzorganisationen haben sich überhaupt nie wieder gemeldet - Sie haben so viele Bewerber, da hat man es offenbar auch nicht nötig, Interessenten zu schreiben, dass der Hund schon vermittelt ist. Dabei war ich außer bei der Rasse auch nicht wählerisch: Egal ob Rüde, Hündin, jung alt, ich hätte auch einen Kranken Hund aufgenommen. Bei uns war ein ganz großes Hindernis, das wir schon 3 Katzen haben. Die besten Erfahrungen habe ich mit deutschen Tierheimen gemacht: Dort hat man mir tatsächlich zumindest immer geantwortet - Auch wenn die Antwort immer war, dass der Hund entweder schon vermittelt ist, oder dass man andere Interessenten hätten, die noch keine Tiere hätten und so die Gefahr der Unverträglichkeit nicht bestand und die anderen Interessenten deshalb mir vorgezogen wurden. Nach einem Jahr habe ich irgendwann frustriert aufgegeben und einen Hund vom Züchter geholt. Als wir mit dem Gedanken spielten einen zweiten Hund zu holen, ging das Spiel von Vorne los, auch wenn ich da, zugegebenermaßen, eher halbherzig gesucht hatte, weil ich mir aufgrund der Erfahrungen, die ich bisher gemacht hatte, ohnehin keine Chancen ausgerechnet habe.

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    1. Ja, es ist wirklich schade, dass man von einigen Organisationen gar keine Antwort bekommt. Wir hatten wirklich Glück, da wir Sparta und Emily direkt vor Ort kennenlernen konnten und sie auch gleich mitnehmen konnten.
      Ich werde auch auf jeden Fall bei dieser Organisation bleiben und auch immer mal wieder einen Pflegehund von Kreta aufnehmen, da ich da weiß, dass alles mit rechten Dingen zu geht und ich eine Antwort bekomme, wenn ich oder die Interessenten eine Frage haben.

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  2. Hallo!
    Leider habe ich genau die gegenteilige Erfahrung mit einem Tierheim gemacht.
    Wir wurden kaum befragt, es gab bisher nach fast einem Jahr auch noch keine Nachkontrolle. Ich hätte jeden Hund mitnehmen können, egal ob er zu uns passt oder nicht. Zeit zum Kennenlernen gibt es nicht. Kein Hund wird auch nur einen Tag reserviert.
    Sicherlich ein Einzelfall. Und letztendlich meine Schuld, dass ich das unterstützt habe.
    Ich bin froh, diesen Hund zu haben, so schwierig er ist. Er hätte vielleicht kompetentere Besitzer bekommen können, er hätte aber auch zum "Wanderpokal" werden können.
    Darum finde ich es gut, dass Du Dir viel Mühe bei der Platzauswahl machst!
    Viele Grüße von Lina

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    1. Hallo Lina,
      Leider ist das kein Einzelfall, ich habe schon viele schlechte Sachen über manche Organisationen gehört, bei denen die Vorkontrollen nur sehr halbherzig ausgeführt werden und der Hund ein paar Tage später dann doch nicht mehr passt.

      Es ist schön zu hören, dass bei dir ein "schwieriger" Hund ein zu Hause gefunden hat.
      Wir fangen jetzt richtig an für Maggie ein zu Hause zu finden, mal sehen, wie lange wir suchen müssen, bis die Kleine ihren perfekten Platz gefunden hat.

      Grüße
      Nadine, Sparta, Emily und Maggie

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  3. Hallo!
    Wir haben auch schon beide Seiten kennengelernt. Einige Organisationen legen sehr viel wert darauf, wo ihre Schützlinge unterkommen und machen Vor- und Nachkontrollen und lassen potenzielle neue Besitzer lange Fragebögen ausfüllen, nehmen sich Zeit. Andere wiederum tun das nicht und holen nur die nötigsten Informationen ein. Wenn ich einen Hund betreue, dann möchte ich selbstverständlich, dass er das beste zuhause bekommt, genau abgestimmt auf seine Bedürfnisse und Vorlieben. Es muss einfach passen. Die Tiere einfach so zu vermitteln, nur damit sie nicht mehr im Tierheim sind, ist da der falsche Ansatzpunkt und viel zu viele landen schnell wieder im Tierheim, weil die Leute dann merken "das es doch nicht passt".
    Die kleine Maggie wird bestimmt ganz schnell ein tolles zuhause finden und ich bin sicher, du wirst die richtigen Leute aussuchen :D
    Liebe Grüße

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    1. Hallo,
      da sind wir ja vollkommen einer Meinung ;-)

      Es wird sicher nicht ganz so einfach ein wirklich gutes zu Hause zu finden, da es immer viele Leute gibt, die einen süßes Welpen wollen, besonders jetzt so kurz vor Weihnachten.
      Da müssen wir besonders aufpassen, dass wirklich alles stimmt und die Kleine nicht vor den nächsten Ferien wieder bei uns ist.
      Aber die Kleine ist ja quasi erst angekommen, und auch wenn drei Hunde doch ein wenig anstrengend sind, ist so ein Welpe auf dem Schoß beim Schreiben auch ganz nett ;-)
      Liebe Grüße

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