06.11.2015

Marys Geschichte

Ich möchte Euch heute etwas über Mary erzählen. Viel zu spät eigentlich, da ich Mary schon letztes Jahr im Frühling kennengelernt habe. Ich habe sie ganz sicher nicht vergessen, immer mal wieder muss ich an sie denken. Ich weiß, als Emily mitbekommen hat, wie ich Mary ansehe, hat sie kurz gezuckt, um ihre Stellung als mein kleines weißes Mädchen gefürchtet. Doch ich dachte nie wirklich daran, Mary mit nach Hause zu nehmen, ich fand sie einfach wundervoll und wollte nichts mehr für sie, als endlich das perfekte Leben, das sie verdient hatte. 

Aber nun erst mal zum Anfang. 
Im Frühling 2014 flogen wir zum dritten Mal nach Kreta. Da ich gerade dabei war für meine Bachelorarbeit zu recherchieren, versuchte ich immer und überall dabei zu sein und so viel von der täglichen Arbeit von Michaela mitzubekommen, wie nur irgendwie möglich. So kam es dazu, dass sie mich mitnahm, um eine Hundemama mit ihren Welpen einzusammeln. Die acht Hunde waren ein paar Dörfer weiter von einer Frau aufgenommen wurden, die sich allerdings nicht auf Dauer um die kleinen kümmern konnte. Sie erzählte uns, dass die kleine Familie wahrscheinlich ausgesetzt wurde und sich im Garten der Frau unter einem Busch versteckt hatte. 
Die Frau holte sie in ihr Haus, versorgte sie mit Futter, Wasser und stellte ihnen ein Körbchen mit Decken in einen behizten Raum. 

Als ich diesen Raum betrat, war es um mich geschehen. 
Acht kleine, weiße, zuckersüße Hunde, die zusammen im Körbchen kuschelten. Es war kaum möglich zu erkennen, wo ein Hund aufhörte und der nächste anfing.
Ein Wuschel in dem Haufen war etwas, aber nicht viel größer als die anderen, das musste die Mama sein. 
Wir holten eine Box, packten alle zusammen ins Auto und brachten sie zum Hof. 
Bei der ersten Kontrolle (wie viele Mädchen und Jungen, Mittel gegen Flöhe und Zecken) stellten wir schnell fest, die etwas größere Maus, war ganz sicher nicht die Mama der anderen. Sie hatte noch ihre Milchzähne, war sicher noch nicht einmal läufig gewesen und war selbst noch ein halber Welpe. Doch sie hatte sich um die kleinen Zwerge gekümmert, passt auf sie auf. wärmte sie und machte sie sauber. 

Ich nannte sie Mary, so wie Mary Poppins, weil sie für mich das weltbeste Kindermädchen war. So viele Hunde hatte ich auf Kreta, auf dem Hof und auf den Straßen schon gesehen, doch diese kleine Hundenanny machte mich sprachlos. Auch sie war auf der Straße gelandet, es wäre sicher so viel einfacher für sie gewesen. sich alleine durchzuschlagen, aber sie kümmerte sich um gleich sieben Welpen, die es ohne sie vielleicht nicht geschafft hätten.

Als ich sie das erste Mal auf den Arm nahm, spürte ich in diesem kleinen Hund so viel Erleichterung. Sie begriff schnell, dass sie sich nun nicht mehr alleine um die Kleinen kümmern musste. So ganz aus den Augen lies sie die sieben Zwerge nicht, aber sie fing an, sich immer mal wieder ein paar Meter von ihnen zu entfernen. 

Wir beschlossen, dass dieses kleine super Kindermädchen eine Pause verdient hatte, und nahmen sie, Sparta, Emily und Anton mit zum Strand. Es war so wundervoll, zu sehen, wie glücklich sie war. 

Ich weiß nicht, wo die kleine Maus mittlerweile gelandet ist, aber ich weiß, dass sie schnell vermittelt wurde und ganz sicher ein schönes zu Hause gefunden hat. 
Lange bevor ich Mary kennenlernen durfte, war mir klar, dass ich dem Tierschutz treu bleibe, dass alle Tiere, die mein Leben mit mir teilen werden, aus dem Tierschutz kommen werden. Egal, ob sie auf Dauer bei mir einziehen, oder ob sie als Pflegehund mein Leben bereichern. Die kleine Maus hat mir so deutlich gemacht, warum es so wichtig ist, Tieren von der Straße eine Chance zu geben. Diese Hunde sind nicht kaputt, beschädigt oder gestört, diese Hunde sind etwas ganz Besonderes. 

Wenn eine junge, kleine Hündin, die nichts hat, kein zu Hause, kein Futter, nicht einmal einen Platz zum schlafen, sich um sieben hilflose Welpen kümmert, wie kann ich dann noch überlegen mir einen Hund von einem Züchter zu holen? 
Wie kann ich dann noch die Augen verschließen und mir einreden, ich kann ja doch nicht helfen?

Man kann immer helfen! Jeder dieser Hunde hat ein zu Hause verdient. Mary ist nur das beste Beispiel dafür, was für wunderbare Wesen, diese Hunde sind.



4 Kommentare:

  1. So eine wundervolle Geschichte! Mary ist wirklich etwas ganz Besonderes. Nun, diese Geschichte ob jemand seinen Hund vom Züchter oder aus dem Tierschutz holt, ist sicher jedem selber überlassen, aber ich kann deine Einstellung dazu sehr gut verstehen. Genau aus dem Grund haben wir Moe, wir wollten nicht noch einen Hund mehr im Tierheim landen sehen...

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Ja, sie ist was ganz Besonderes ;-)

      Es wäre schön, wenn mehr Menschen so denken würden, und keine Hunde mehr in Tierheim sehen wollen, aber es gibt leider zu viele Menschen, die bei der Anschaffung eines Hundes nicht darüber nachdenken, was das bedeutet.

      Wir wünschen euch ein schönes Wochenende

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  2. Das ist wirklich eine wundervolle Geschichte! Mary ist wirklich ein ganz besonderer Hund! Ich gebe dir vollkommen Recht, dass jeder Hund aus dem Tierschutz etwas besonderes ist und jeder von ihnen hat es verdient ein wundervolles zuhause zu bekommen. Tierschutzhunde haben alle ihre Vorgeschichte, die wir nicht kennen und gerade das macht sie so einzigartig. Ich habe auch sehr viel mit Tierschutzhunden zu tun und bin immer wieder erstaunt, wie lieb und wunderbar diese Hunde sind, obwohl sie so schlimme Dinge erlebt haben. Gerade ihre Entwicklung von oftmals verängstigten Hunden hin zu treuen und glücklichen Begleitern ist so schön mitanzusehen. Sie sind einfach nur froh und dankbar über jedes Stückchen Liebe und Zuneigung, das sie bekommen.

    Liebe Grüße

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    1. Ja das stimmt, es ist unglaublich wie liebevoll diese Hunde sind, nachdem sie so viel schlechtes erlebt haben.
      Ich bin so froh, dass ich schon so viele ehemalige Straßenhunde kennenlernen konnte. Es sind einfach wunderbare Tiere.

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