01.11.2015

Von "Tierschutztag" bis "Tiere suchen ein Zuhause" - unsere Bilanz

Gestern waren wir auf dem "Aktionstag für Straßentiere" in Düsseldorf. Das Wetter war schön, für den 31.10. vielleicht sogar traumhaft, manch ein Passant interessierte sich ganz ehrlich für Flugpatenschaften und Pflegestellen, wir haben ein paar Flyer, Postkarten und Lesezeichen unter die Leute gebracht und trotzdem werden wir an solch einer Veranstaltung wahrscheinlich nicht wieder teilnehmen.

Warum nicht?

Es gibt mehrere Gründe, warum wir uns gestern mit unserem kleinen Stand nicht wohlgefühlt haben. Zwei davon werde ich euch gerne etwas näher erklären. 


Erstens: Wir passen da einfach nicht rein.  
Wie der Name der Veranstaltung schon sagt, sollte es um Straßentiere gehen. Wie Ihr sicher wisst, versuchen wir es eher über den Ansatz, die schönen Seiten des Tierschutzes zu zeigen, da wir der Meinung sind, wir werden jeden Tag schon mit genug Scheiße konfrontiert. Andere Tierschützer sehen das leider anders. 
Was wäre den verkehrt daran, ein riesen Plakat zu machen, auf dem Hunderte schöner, glücklicher Hunde zu sehen sind, die dank Tierschützern ein tolles zu Hause gefunden haben?   

Genau hinter unserem kleinen Tisch, auf dem es niedliche Bilder von Welpen, Sparta und Emily zu sehen gab, hing ein riesen Plakat, auf dem Fotos von erhängten, verstümmelten, totgeprügelten und gehäuteten Hunden und Katzen zu sehen waren. 
Würdet ihr da stehen bleiben? 
Ganz ehrlich, ich weiß es nicht mehr ob ich mich dazu hätte durchringen können mir die Bilder näher anzusehen, hätte ich nicht ohnehin mehrere Stunden genau davor gestanden. 

Zwei Stände weiter lag ein präparierter gehäuteter Fuchs (ich kann nicht sagen, ob er echt war, er sah zumindest verdammt echt aus) und man wurde von Bilder geschlachteter Kühe und eingepferchter Schweine erschlagen. Versteht mich nicht falsch, ich bin gerne bei jeder Demo gegen Pelz dabei, besonders hier in Düsseldorf, wo jeder zweite Laden ein Pelzgeschäft ist, aber gestern sollte es doch um Straßentiere gehen, oder? 

Ich habe es gestern nicht zum ersten Mal erlebt, dass solche Veranstaltungen gerne von allen möglichen Tierschützern genutzt werden, um ihre Botschaft unters Volk zu bringen. Ich kann es den Passanten nicht verübeln, dass sie den Blick abwenden und eilig vorüber ziehen, wenn ihnen wieder und wieder solche Bilder vor die Nase gehalten werden. Eine Frau ging an dem großen Plakat vorbei, schaute sich flüchtig all die schrecklichen Fotos an und sagte "Ach Tierschutz, gut das sie es machen, einer muss sich ja drum kümmer" und ging weiter. 

Ein älterer Herr blieb bei unserem Stand stehen und lobte mich dafür, dass meine Sachen so professionell aussehen. Er meinte, er mache schon seit über 25 Jahren Tierschutz, ist in unzähligen Vereinen und versucht, die Leute über das Leid der Tiere zu informieren. Wenn man immer nur darauf rum hackt, was die Menschen alles falsch machen und ihnen immer nur die schrecklichen Bilder zeigt, verschreckt man sie. 


Zweitens: Tierschutz ist längst digital.
Ca. 3000 Menschen wurden über Facebook eingeladen, 280 haben zugesagt, und wie viele waren wirklich da? Vielleicht 100-150, wenn man mal ganz optimistisch schätzt. 
Warum sollte ich da auch hingehen, an einem Samstag bei schönem Wetter?

Spenden? Kann ich online.
Petitionen unterschreiben? Kann ich online.
Bilder von leidenden Straßentieren vor die Nase gehalten bekommen? Kann ich online.
Mich informieren, warum ich vegan leben sollte? Kann ich online.
Mir einen Verein aussuchen, bei dem ich ein Tier adoptiere? Kann ich online.

Wenn sich jemand über Kretas Straßenhunde informieren möchte, wenn er mehr über Kokonis oder unser Buch erfahren möchte, dann wird er früher oder später unsere Seite im Internet finden. 

Nur am Meckern?
Nein, ich will nicht nur meckern. Ich versuche es anderes, ja vielleicht sogar besser zu machen. Zwei Ansätze, die mir besonders gefallen sind Tiere suchen ein Zuhause und Territorio de Zaguates 

Territorio de Zaguates, ist einfach ein großartiger Ansatz, schaut euch das Video dazu unbedingt an!

Tiere suchen ein Zuhause, hier stimmt einfach die Mischung. Man sieht Hunde, süße, kleine, große, junge, alte für jeden ist etwas dabei. Bei "Zuhause gefunden" kommen einem jeden Sonntag die Freudentränen, weil man sieht, dass es klappt und wie wundervoll Tiere aus dem Tierheim sind. Zwischendurch werden Themen wie Qualzuchten, Welpenhandel oder das Leid der Milchkühe angesprochen, aber alles im richtigen Maß. 


Für mich sollte Tierschutz so aussehen. Immer nur den Schrecken zu zeigen kann nicht der richtige Weg sein. Auf Veranstaltungen wie dem "Tierschutz Open Air" oder dem "Aktionstag für Straßentiere" werdet ihr uns in Zukunft nicht mehr antreffen, aber wir versprechen euch, wir überlegen uns etwas Neues!




6 Kommentare:

  1. Ihr Lieben,

    ich kann euch da absolut verstehen!
    Wenn einem ständig und überall verschandelte Tiere gezeigt werden und das, ohne dass man danach fragt, dann macht man die Scheuklappen zu - weil man nicht danach fragt!

    Ihr werdet sicher euren Weg finden!

    Liebe Grüße
    Abby

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    1. Hej,
      ja da kann man wirklich niemandem einen Vorwurf machen, der es sich nicht mehr anschauen möchte.

      Ich hoffe, wir können den Menschen zeigen, dass Tierschutz auch ganz anders aussehen kann.

      Macht euch einen schönen Sonntag

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  2. Ich verstehe dein Anliegen total. Ich war selbst auch schon auf einigen Tierschutzdemos und habe lange Zeit auch einigen Seiten von Tierschutzorganisationen auf Facebook gefolgt. Aber irgendwann ging es einfach nicht mehr. Ich habe die Seiten unfollowed und sogar so eingestellt, dass ich auch keine Beiträge mehr davon sehe, wenn Freunde diese teilen. Warum? Weil ich nicht mehr länger tagtäglich gehäutete Füchse oder Kaninchen mit Sonden im Kopf sehen wollte. Ich weiss dass es da ist, das Leid und ich will es mir auch nicht schönreden oder wegdenken, aber muss ich mir denn tagtäglich Bilder anschauen, von denen ich mich nahezu übergeben muss? Ja, natürlich wende ich da den Kopf ab und gehe schnell weiter, wenn ich einen Stand mit solchen Bildern auf der Straße sehe. Und das ist doch auch völlig normal. Kein Mensch schaut sich doch so etwas gerne an. Ich glaube auch nicht, dass diese Schockbilder der richtige Ansatz sind. Das Bild von einem gehäuteten Tier ruft doch nur Ekel hervor. Es macht vielleicht betroffen, aber man will doch nicht stehen bleiben und einen genauen Blick drauf werfen. Ruft man da nicht vielleicht eher Mitleid und Interesse hervor, wenn man den süßen kleinen intakten Fuchs mit Kulleraugen zeigt? Wir werden inzwischen auch mit so vielen Schockbildren konfrontiert, dass ich eh glaube, dass die Allgemeinheit der Gesellschaft so langsam dagegen abstumpft...

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    1. Ja das geht mir auch so, es gibt auf Facebook auch immer wieder Sachen, die man einfach nicht sehen möchte. Zumal verstehe ich nicht, die Leute, die sich solche Seiten angucken, sind ja die, die all das schon wissen. Da wäre es schön mehr positives zu sehen als immer wieder "ja so schlimm ist das" Bilder.

      Wir werden es weiter mit den Kulleraugen versuchen ;-)

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  3. Ich sehe das ganz genauso. Niemand (mich eingeschlossen) schaut sich gerne Bilder von abgeschlachteten, gehäuteten oder misshandelten Tieren an. Ich kann solche Bilder auch nicht ertragen. Der Ansatz, so wie du es schreibst, mit glücklichen Hunden, die ein tolles zuhause gefunden haben, ist da deutlich effektiver, vorallem wenn es Welpen mit Kulleraugen sind. Die wenigstens Menschen können sich solchen Bildern entziehen. Ganz anders sieht es da bei solchen Schockbildern aus, bei denen man nur schnellen Schrittes vorbeigeht, um ja nicht näher hinschauen zu müssen. Natürlich ist es nicht verkehrt die Menschen darauf aufmerksam zu machen, was alles schiefläuft, ob das nun die Nutztiere betrifft oder die Straßentiere, aber alles in Maßen. Man will die Leute ja schließlich anlocken und nicht verschrecken.

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    1. Ja, das ist als würde man immer mit erhobenem Zeigefinger vor den Leuten stehen. Ich zeige ihnen da lieber, was sie verpassen, wenn sie sich nicht im Tierschutz umschauen. Sparta und Emily sind da immer sehr hilfreich. Besonders Emily kann einfach niemand widerstehen ;-)

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