28.09.2016

Wer bin ich und wer könnte ich sein?

Heute geht's es bei uns mal weniger um Hunde und mehr um Menschen. Genau genommen mal mehr
um mich als um Sparta und Emily. Da dies hier aber nach wie vor ein Hundeblog ist, spielen die beiden natürlich wie immer eine beträchtliche Rolle. Und genau darum geht es heute auch, um die Rolle, die die beiden in meinem Leben spielen. Seitdem ich hier in die Pampa gezogen bin, habe ich viel Zeit zum Nachdenken, manchmal mehr als mir lieb ist. Da hat es nicht lange gedauert, bis mir bewusst wurde - ohne Sparta und Emily wäre ich gar nicht hier. Diese Erkenntnis, so klein sie auch anfing, zieht in meinem Gedanken nun immer größere Kreise. Und das auch vollkommen zu Recht.


Damit Ihr verstehen könnt, wie viel an den beiden hängt, erkläre ich Euch heute mal, dass ich ohne die beiden wahrscheinlich ein vollkommen anderer Mensch wäre. Alles begann mit einem Urlaub zu meinen Unizeiten. Ich weiß noch, wie es war bevor Sparta einzog. In der Bahn - sitzen. In der Uni - sitzen. Zu Hause am PC arbeiten - natürlich im Sitzen. Dann kam Sparta. Nun ging es jeden Tag auf die Hundewiese, in den Wald oder zum See. So viel bewegt hatte ich mich die letzten beiden Semester zusammen nicht. Die ersten Veränderungen schlichen sich ein. Dann kam Emily und ich entwickelte mich von "absolut unerfahren" zu "Hundeversteher in Ausbildung".
Als in der Uni ein freies Fotoprojekt anstand, entschied ich mich eine große Tierklinik zu besuchen und Operationen zu fotografieren. Ohne Sparta und Emily hätte ich ganz sicher ein anderes Thema gewählt. Als die Abschlussarbeit immer näher rückte, war mir schnell klar, es sollte etwas mit Hunden sein, am besten noch etwas über den Tierschutz. Über einige Umwege gelangte ich zu dem Schluss, dass ich Spartas Geschichte schreiben wollte, es entstand hunds-gemein. Und dann? Dann hatte ich einen Abschluss in Kommunikationsdesign. Doch eine Vollzeitstelle in einer Agentur? Nein, das war nicht wirklich meins und wie sollte das auch mit den Hunden klappen? Also ers tmal eine Teilzeitstelle und weitersehen. Da ich nur 25 Stunden die Woche arbeitete, hatte ich Zeit für etwas Neues, zum Beispiel einen Blog. Und worüber könnte ich schreiben? Ach ja, Hunde!

So weit, so gut. Und dann?
Der befristete Job ging zu Ende genau wie meine Beziehung. Also neuer Job und neue Wohnung. Aber wo und was und wie? Eine Teiltzeitstelle zu finden von der man leben kann, bei der man irgendwas macht, was einem nicht vollkommen sinnlos vorkommt, ist gar nicht einfach. Eine Wohnung mit zwei Hunden zu finden ist nahezu unmöglich. Aber irgendwie hat es geklappt, am Ende der Welt kurz vor der Grenze nach Holland. Und nun war ich hier. Mitten in der Pampa zwischen Wald und Feldern. Was macht man hier? Richtig, viel mit den Hunden die Gegend erkunden, Fahrrad fahren und wenn man noch Zeit hat, eben ein Kleingewerbe gründen. Doch was könnte man da machen, mit einem Bachelor in Design und Erfahrung als Texter? Richtig, was mit Hunden. Und so war Die Pfotenpoetin geboren.

Ich fasse also zusammen: Ohne Sparta und Emily, wäre ich unsportlicher, würde ganz sicher nicht hier wohnen, anders wohnen, hätte einen anderen Job, keinen Blog, mein Wissen von meinem Praktikum als Fotografin würde ich für etwas anderes als Hundefotos nutzen, ich hätte mehr Geld um mir nutzlosen Kram zu kaufen, ich hätte entweder kein Buch oder ein ganz anderes geschrieben, ich würde keine Schilder über Hundekram machen und ein perfekter Urlaub wäre nicht mit Sparta und Emily an einem Strand, ich würde weniger Schmetterlingen, Eichhörnchen und Kaninchen begegnen und mich generell viel weniger mit der Natur beschäftigen, bei neuen Bekanntschaften würde ich nicht immer gleich in Erfahrung bringen, wie mein Gegenüber Hunde findet und wenn ich mal alleine wäre, dann wäre ich wirklich alleine. 

Mein Leben ohne Sparta und Emily würde vollkommen anders aussehen. Als ich vor ziemlich genau
vier Jahren das erste Mal mit Sparta auf dem Bauch auf dem Sofa einschlief, wäre mir all das nicht im Traum eingefallen. Nicht dieser Job, diese Wohnung, das Buch, das Gewerbe das komplette Paket. Es gibt immer wieder Momente, Kleinigkeiten, die unser Leben maßgeblich verändern. Doch ich kann ganz sicher sagen, dass mir in meinem ganzen Leben nichts, keine einzige Entscheidung einfällt, die mein Leben so sehr beeinflusst hat, wie der Moment, in dem Sparta aus dem Gehege mit in die Ferienwohnung getabst kam und nicht wieder gehen wollte.

Durch die beiden bin ich ein anderer Mensch geworden. Ich weiß nicht, ob ich durch sie ein besserer Mensch bin oder ob sie mich bloß zu genau dem Menschen gemacht haben, der ich sein sollte. Doch wenn ich mir anschaue, was ein einziger Moment für Kreise ziehen kann, dann bin ich jetzt gerade froh, dass ich hier in der Pampa, die Möglichkeit habe, mir dessen bewusst zu werden.


1 Kommentar:

  1. Liebe Nadine,

    erst einmal: Vielen Dank dafür! Genau diese persönlichen Geschichten liebe ich und ich finde es großartig, dass du den Mut dazu hattest! Außerdem habe ich so dich als „Pfotenpoetin“ entdeckt und musste schmunzeln, denn bei mir sind ja auch alle „Nebenprojekte“ wegen Moe entstanden. :-)

    Ich habe deinen Artikel mal zum Anlass genommen, meine Geschichte dazu aufzuschreiben. Kommt dann am Montag, ist auch ziemlich lang geworden. :-D

    Danke für den Anschubser! Liebe Grüße, Nicole

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